Erfolgsrezept: Top-Idee, gute Leute und richtiger Zeitpunkt

„Um wirtschaftlich erfolgreich zu sein, braucht es drei Dinge: eine gute Idee, gute Leute und den richtigen Zeitpunkt“,sagt Fernando Núnez. Dieses Erfolgsgeheimnis habe ihm seine Mutter verraten, erzählte der 23-Jährige gestern der Volksstimme. Fernando ist seit September 2009 in Deutschland und gehört zu den 20 Studenten, die im Rahmen der Partnerschaft der Hochschule Magdeburg-Stendal und Universität „Alas Peruanas“ in Arequipa nach Deutschland gekommen sind.
Am Magdeburger Standort nahm er seitdem an zahlreichen Vorlesungen im Fachbereich Abfall-und Wasserwirtschaft teil.
Um nicht nur die theoretische Seite seines Gastlandes kennenzulernen, absolviert der Jurastudent seit einigen Tagen ein Praktikum im Innovationsund Gründerzentrum BIC Altmark in Stendal.
„Ich möchte erfahren, wie Existenzgründungen in Deutschland funktionieren“,erzählt der Peruaner. Einen ersten Überblick gaben dem Studenten BIC-Geschäftsführer Thomas Barniske und Ego-
Pilotin Sabine Falk. Núnez war erstaunt, welche vielfältigen Möglichkeiten es in Deutschland gibt. So werden potenzielle Gründer nicht nur vom Ego-Pilotennetzwerk, sondern auch von der IHK beraten, erhalten in den ersten Monaten ihrer Selbständigkeit finanzielle Unterstützung und haben Anspruch auf kostenlose Bildungsmaßnahmen, um die Selbständigkeit auch fachlich zu untermauern. Als angehender Anwalt will Fernando Núnez die Erfahrungen aus Deutschland in seinem Heimatland anwenden. „Ich möchte vielen Firmen helfen, auf dem Markt Fuß zu fassen“, erzählt der 23-Jährige. „Nach dem Ende der Militädiktatur sind die Menschen motiviert, eigene Unternehmen zu gründen. Die Wirtschaft wächst pro Jahr um bis zu zehn Prozent“, sagt Prof. Hans-Jürgen Kaschade, Geschäftsführer der Kaschade-Stiftung. Mit Austauschstudenten wie Fernando würde nicht nur Wissen in das südamerikanische Land transportiert, sondern auch deutsches Know-How. „Wenn sie wissen, in Deutschland gibt es Lösungen für ihre Probleme, ergibt sich daraus vielleicht ein Auftrag“, so Kaschade. Denkbar wäre dies auf dem Sektor Abfall- und asserwirtschaft. In Fernandos Heimatstadt Arequipa gibt es keine Infrastruktur für den Müll. Abfälle werden auf Plätzen gelagert. Deponien wie in Deutschland fehlen einfach.
Es gebe zwar Bestrebungen, solch ein Projekt zu verwirklichen, doch bislang scheiterte es laut Dozentin Prof. Carmen Calienes Peralta an der Korruption. „Damit etwas gebaut wird, werden Bürgermeister bezahlt“, erklärte die Gastdozentin. Honorare von zehn Prozent und mehr von der Gesamtprojektsumme gehören demnach zur Tagesordnung. Abgesehen von den Vergabepraktiken fehle in Peru ein Umweltbewusstsein. „Das war bei uns in Deutschland vor einigen Jahrzehnten doch auch nicht anders. Umweltschutz kostet Geld. Solch ein Denken muss erst wachsen“, sagt Prof. Kaschade.
Deshalb seien Austauschprojekte wie das mit Peru wichtig. Es sei eine Investition in die Zukunft. Ähnlich sieht das auch BICGeschäftsführer Thomas Barniske: „So können wir nicht nur für die deutsche Bildung, sondern auch für Stendal werben.“ In den nächsten drei Wochen lernt Fernando neben dem BIC noch die Sparkasse kennen, bevor er Anfang März zurück in seine peruanische Heimat fliegt.