„Ich höre auf, wenn die letzten Bücher in den Regalen stehen“, sagt Prof. Hans-Jürgen Kaschade. Seit Sonnabend stehen dutzende Bananenkisten in den Fluren eines Nebengebäudes des Winckelmann-Museums in Stendal. Mit der Auflösung des Buchlagers in Walsrode ist das Museum der zweite Depotstandort für das Literaturhilfswerk Stendal. Knapp 20000 Bücher werden bis zum Wochenende dort einsortiert. Seit 1997 gibt es das Literaturhilfswerk in Stendal. Es wurde seinerzeit unter Federführung der Stendaler Hochschule von vier Institutionen gegründet.
Inzwischen hat die Initiative einen großen Beitrag zur Verbreitung der deutschen Sprache geleistet. „Seit der Gründung haben wir etwa 200 000 Bücher in über 25 Länder verschickt“, sagt Prof. Hans-Jürgen Kaskade. Die Geschichte des Literaturhilfswerks ist jedoch noch zwei Jahre älter. Bereits 1995 hat Christian Kolb zusammen mit Kaschade damit begonnen, Bücher für Osteuropa zu sammeln.
„Wir waren in diesen Ländern unterwegs. Es wurde zwar Deutsch gelehrt, aber wir haben festgestellt, dass es überhaupt keine Literatur gab“, so Kaschade. So gingen erste Lieferungen nach
Gomel in Weißrussland. Durch den Globalisierungsprozess könne sich diese Aufgabe nicht nur auf ein Land beziehen, weshalb zwei Jahre später das Hilfswerk unter Federführung der damals
in Gründung befindlichen Hochschule Altmark ins Leben gerufen wurde.
Als Anlaufstelle für Bürger gibt es seit 1997 die Büchertauschzentrale an der Weberstraße 19 in Stendal. Dort können jeweils donnerstags von 14 bis 17 Uhr Bücher gegen eines oder mehrere andere getauscht werden oder auch gegen einen Obolus erworben werden. Dort stehen etwa 20 000 Bücher in den Regalen, sodass das Literaturhilfswerk mit einem Gesamtbestand von etwa 40 000 Titeln für die weitere Arbeit aufgestellt ist. Auch wenn es derzeit keine großen Buchaufträge gibt, untätig ist das Team des Literaturhilfswerkes nicht. So wird für April eine kleine Lieferung für Littauen vorbereitet. Mit im Gepäck haben die Literaturfans dann auch die Wanderausstellung „100 Jahre deutsches Buch zum Anfassen“.
Danach will sich Prof. Hans-Jürgen Kaschade langsam aus dem Tagesgeschäft des Hilfswerkes in Stendal zurückziehen, weis aber die Arbeit in den Händen von Prof. Fritz-René Grabau und den ehrenamtlichen Helfern in guten Händen.